Mittwoch, 17. Juni 2015

Dienstag, 9. Juni 2015

Blumenwanderung im Gadmertal

Vergangenen Samstag statteten wir wieder mal dem Gadmertal einen Besuch ab. Wir wollten so früh wie möglich los, da am späteren Nachmittag Gewitter angekündigt worden waren.
Kurz bevor wir an unserem geplanten Startpunkt ankamen, gerieten wir in einen Alpaufzug von einer Horde Jungvieh.

Es blieb uns nichts anderes übrig, als diesem im Schritttempo zu folgen. Die Zeit tröpfelte davon und mit ihr, das gute Morgenlicht! Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir endlich überholen und bogen nach wenigen Metern zum Parkplatz ab. Während wir uns Start klar machten, hatte uns das liebe Vieh wieder eingeholt und überholt.

Natürlich wollte die Truppe genau da hoch, wie wir ;-) Nun ja, nicht ganz, sie wählten die Alpstrasse, wir den Wanderweg durch den Wald. Während der nächsten halben Stunde begleitete uns ihr Gebimmel mal aus der Nähe, mal etwas weiter weg. Genau da, wo sich Wanderweg und Strasse kreuzen, trafen wir wieder aufeinander.

Neugierig, wie Kühe nun mal sind, wollten uns zwei von ihnen aus der Nähe begutachten. Das wurde von der resoluten Bäuerin nicht goutiert, sie trieb die armen Damen gnadenlos mit dem Stock den Hang hinauf. Nach diesem Intermezzo trennten sich nun unsere Wege und langsam kehrte wohltuende Ruhe ein!

Die meisten Höhenmeter absolviert man auf dieser Tour gleich zu Beginn und das nicht zu knapp. Ich vertat mir beim Aufstieg die Zeit mit der Betrachtung der phantastischen Pflanzenvielfalt. Sei es im Wald oder auf den Weiden, es blühte, dass es eine wahre Pracht war!

Nach einer Stunde Aufstieg brauchte ich eine kurze Pause. Genau in diesem Moment rief mich mal wieder ein Kuckuck, ich gab Antwort und schon flog er uns "um die Ohren"...leider war kein Alfred mit 600mm Tele in der Nähe und so blieb auch diese Begegnung mal wieder undokumentiert ;-)

Weiter ging die Wanderung durch herrliche Blumenfelder. Der Duft der Blumen schmeichelte unseren Nasen und lies uns die Schweisstropfen vergessen, die wir bei rasch steigender Wärme zahlreich vergossen.

Bei der Tällihütte angkommen, verlangte für einmal mein Wanderleiter nach einer Trinkpause. Gesagt, getan. Wir setzten uns auf die um diese Zeit noch leere Terrasse, tranken unsere "Säfte" und genossen den tollen Ausblick auf Berge und Tal... Allzu lange wollten wir aber nicht verweilen, ein weiter Weg lag noch vor uns.

Ab hier war die Wanderung weniger anstrengend. Der Weg führte im leichten Auf und Ab unter dem Tällistock und der Gadmerflue durch, über üppig blühende Wiesen, Weiden, Schatten spendende Wäldchen, fröhlich sprudelnde Bäche, rutschige Schneelawinenkegel und manchmal etwas furchterregenden Gräben. Immer wieder liessen wir unser Blicke über die imposanten Berge schweifen.

Die Sonneneinstrahlung wurde immer intensiver, unser Durst auch und das wiederholte "eincremen" war Pflicht, wollten wir uns nicht einen zünftigen Sonnenbrand holen. Gegen Mittag, nach rund 4 Std. Wanderzeit, waren meine Batterien so ziemlich leer, ausgerechnet jetzt war nochmals ein happiger Aufstieg zu bewältigen!

Nicht einmal die wunderschönen Frühlings- und Schwefelanemonen konnten mich jetzt noch zu einem Fotohalt animieren. Ich war schlicht zu kaputt, um mich zu ihnen runter zu beugen...wobei das Runterknien weniger das Problem war, als das wieder hoch kommen!! ;-)

Wie immer dauert es ein bisschen, bis wir einen uns beiden genehmen Rastplatz fanden! Auf dem Mettlenberg wurden wir fündig! Ein wahrer Prachtsplatz mit einer Aussicht vom Feinsten. Wir kamen uns vor, wie auf einer Kanzel, die Bergwelt zu unseren Füssen.

Hungrig schlangen wir unser Essen runter und ich fühlte mich bald besser. Lange mochten wir trotz Traumlage nicht verweilen. Bereits türmten sich die ersten Wolken auf. Wir hatten absolut keine Lust, hier oben in ein Gewitter zu geraten! Also weiter!

Der Weg verlief jetzt tendenziell nur noch abwärts. All die schönen Höhenmeter, die wir so Schweiss treibend errungen hatten, gingen nun "bachab" ! Als wir uns dem imposanten Treichigraben näherten, brach mir erneut der Schweiss aus...aber wohl eher der Angstschweiss! Ein grad doppelter, wild sprudelnder Bach und ein Lawinenkegel in steilem Gelände waren zu überqueren!

Wäre ich alleine unterwegs, wär das für mich ein Grund zur Umkehr gewesen! Nie würde ich mich über so ein Hindernis wagen. Aber eben, ich war ja glücklicherweise in kompetenter Begleitung! ;-)  Ein prüfender Blick, ich wurde an der Hand genommen, jeder Schritt überlegt gesetzt und im Nu hatten wir den Graben schadlos überwunden!

Bald hatten wir nun die Wendenalp, unser Tagesziel erreicht. Wir bestaunten den grossen Lawinenkegel neben den Hütten, die famose Aussicht auf den Titlis und berieten uns über den Rückweg. Wir wählten die direkteste Variante über die Alpstrasse hinunter an die Sustenstrasse.

Noch einmal hatten wir das Vergnügen, den Treichigraben zu überqueren. Diesmal aber ganz einfach über die Strasse, die gerade mit einem Schaufelbagger von einem riesigen Lawinenschneeberg befreit wurde.

Gemächlich zockelten wir Richtung Tal, dabei wurde es immer heisser und wir immer müder. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit füllten wir unsere Wasserflaschen und tranken gierig das "Leben rettende" Nass ;-) Beim Gadmerwasser angekommen wehte ein erfrischendes Lüftchen, was wir dankbar annahmen.

Da wir nun wieder sicher im Tal unten waren und das Gewitter noch keine Bedrohung darstellte, entschlossen wir uns, doch noch eine längere Pause einzubauen. Bei der Chalberweid fanden wir ein lauschiges Plätzchen, wo wir unsere Decke ausbreiteten, uns stöhnend niederliessen und unsere "gekochten" Füsse von den Wanderschuhen befreiten.

Ach wie herrlich, DAS hatten wir uns wirklich verdient! Schon bald war mein Mann in einen seeligen Schlummer gefallen und auch ich döste ein. Nach kurzer Zeit erwachte ich wieder, blieb aber gerne noch liegen und guckte in die schnell heran ziehenden Wolken, genoss den Wind und das Rauschen des Gadmerwassers.
Glück, Zufriedenheit, Dankbarkeit pur!

Nach einer Stunde nahmen wir das letzte Stück Weg unter die Füsse. Wir fühlten uns wieder topfit und es hätte gerne noch länger dauern können, bis wir wieder beim Ausgangspunkt angelangt wären.

Wunderbar war es, entlang des Gadmerwassers zu laufen und die angrenzenden Blumenwiesen in voller Blütenpracht zu bewundern! Was für eine grossartige Artenvielfalt! Auch die vielen verschiedenen herum fliegenden und krabbelnden Insekten zeugten von einem intakten kleinen perfekten Kosmos.

Schwer war es, dieses wundervolle Tal wieder zu verlassen!
Auf den Punkt genau, als wir in unsere Garage fuhren, brach dann ein Gewitter los, das sich "gewaschen" hatte! Wir waren froh, dass unser Zeitplan so gut aufgegangen war.