Donnerstag, 15. Oktober 2015

Giferspitz und Louwenehore BE

Die Wandersaison in höheren Lagen geht langsam dem Ende zu. Wir haben uns eine recht gute Form antrainiert und so wollten wir es nochmals so richtig wissen...wir nahmen gleich einen doppelten Gipfelsturm ins Visier!

Bei wenigen Plusgraden starteten wir im bezaubernden Turbach. Voller Freude registrierte ich die zahlreichen, gelb belaubten Ahornbäume und ich freute mich schon aufs Zurückkommen, um sie dann bei schönstem Abendlicht zu bewundern.

Während wir uns Schritt für Schritt über feuchte Alpweiden in die Höhe "schraubten", genossen wir das Erwachen des neuen Tages.
Kein Wölklein am Himmel, klares Licht und wundervolle Farben!
Die absolute Stille war unglaublich wohltuend!

Den Blick immer wieder zu den Berggipfeln und dem Nebelmeer unter uns gerichtet, fiel uns der Aufstieg nicht schwer und wir genossen jeden Moment! Wir stellten wieder mal fest, dass es sich bei niederen Temperaturen vorzüglich wandern lässt.

Nach zwei Stunden standen wir unterhalb des Gipfels des Giferspitzes. Das der nun folgende Abschnitt das "Pièce de Résistence" dieser Tour werden würde, war mir klar.
Immer steiler, steiniger und schattiger ging es nun hoch, immer noch meisterten wir die Höhenmeter ohne Probleme.

Dafür tauchte ein ganz anderes, unangenehmes Problem auf! Wir befanden uns nun über 2000 M.ü.M. und das Terrain war ab hier gefroren. Zuerst ging es noch recht gut, weil es noch vereinzelt Gras und Erde zum drauf treten gab. Aber bald erreichten wir die steinig-schuttige Flanke des Berges. Und hier war es GLATT, sehr glatt!

Und natürlich war dies die steilste Zone, wo es rechts einfach nur in die Tiefe ging und man auch bei normalen Verhältnissen die Hände zum hoch kommen benutzen müsste. Mann oh Mann, mir wurde mit jedem Schritt, den ich mich hochkämpfte mulmiger zu Mute.

Um nicht in Panik auszubrechen, fluchte ich leise vor mich hin...Giferspitz? Wohl eher "Gschlifferspitz"...blöder Berg! Ich verbat es mir, nach rechts in die Tiefe zu schauen, konzentrierte mich auf den Boden vor meinen Füssen.

Retter in der Not war wie immer mein Mann, dieser Held! Schritt für Schritt zeigte er mir, wo ich hintreten musste, wo mich festklammern, wie hochziehen....puhhh, war das ein Krampf!
Was mich rettete, war der Gedanke, dass ich hier NICHT wieder runter musste...das hätte ich wohl nicht geschafft.

Nach 3,5 Std. waren wir oben! Selten war ich SO froh, einen Gipfel erreicht zu haben! Was jetzt kam, konnte nicht mehr schlimm sein. Was zuerst kam, waren Wolken...grrrrr....war mal wieder typisch! Die Gipfelpause konnten wir gleich streichen, kalt und zügig wurde es! Also runter von diesem Berg und gleich hoch zum Nachbarsberg, dem Louwenehore!

Abgesehen von ein paar kniffligen Stellen beim Abstieg, war die folgende Hangquerung und der neuerliche Aufstieg dann sehr einfach. Das Louwenehore empfing uns mit einer feinen Schneeschicht, unangenehm vielem, matschig stinkenden Kot von Schafen, mehr Wolken und drei Schneehühnern, die direkt vor unseren Füssen aufflatterten. Die Hühner hätten wir gerne länger angeschaut, aber sie wollten nur eins...weg von hier!

In einer spannenden Dreierformation flogen sie sehr rasch davon, dorthin, wo wir herkamen! Wir waren sehr erstaunt, dass sie so schnell und gut fliegen können. Bei bisherigen Schneehuhn Begegnungen sahen wir sie immer nur rumflattern, so als ob sie nicht fliegen könnten...Irrtum also. Erstaunt waren wir auch, dass sie bereits wieder im Winterkleid unterwegs sind...aber zu Recht, auf den Bergen schneit es ja jetzt schon wieder regelmässig runter.

Auch dieser Berg verlockte nicht zu einer längeren Pause, also stiegen wir wieder ab. Ein Vergnügen wars nicht. Die 400 Höhenmeter auf rutschigem Matsch bis zum Turnelsattel verlangten auch volle Konzentration. Dort angekommen hatte der Himmel ein Einsehen mit uns. Die Sonne kam wieder zum Vorschein und eine wohlige Wärme machte sich breit.

Im Windschatten einer von Menschen Hand geschaffenen Steinmauer fanden wir einen passenden Platz. Hier liess es sich rasten! Ein herrlicher Rundblick in die westlichen Berner Alpen, den Freiburger, den Waadtländer und sogar den französischen Alpen liess uns rasch entspannen und genussvoll staunen.

Nach einem feinen Pic Nic und einem wohltuenden Nickerchen, war es an der Zeit, weiter zu ziehen. Wir hatten noch einen weiten Weg vor uns! Obwohl wir bereits 5 Wanderstunden in den Beinen hatten, waren wir weiter in guter Form und so schafften wir auch die neuerlichen Höhenmeter, die es über den Brüsche- und Wasseregrat zu bewältigen galt ohne grosse Mühe.

Diese Gratwanderung ist äusserst spannend und attraktiv. Auch hier waren ein paar knifflige Stellen zu begehen. Bei trockenen Verhältnissen sicher kein Problem. Aber wir hatten es mit nassem, rutschigem Untergrund zu tun. Man musste beim Gehen permanent auf den Boden schauen, von der wunderbaren Aussicht hatte man so wenig.

Als sehr störend empfanden wir die Beschallung von Gstaad unten herauf, wo anscheinend irgend ein "Musik"- Anlass statt fand. Das stampfende Gewummer passte so NICHT in die wunderbare Bergwelt....schade!

Am späteren Nachmittag erreichten wir den Skilift Wasserngrat. Hier machten wir noch einmal eine Pause und liessen uns die Sonne auf den "Pelz" scheinen. Herrlich war das! Erstaunt stellten wir fest, dass sich der Nebel über der Region Saanen nicht aufgelöst hatte. Und was mir gar nicht gefiel, er breitete sich in unsere Richtung aus!

Rasch brachen wir wieder auf. Ich wollte doch noch so gerne zu den wunderbaren, goldenen Ahorne! Aber es sollte nicht sein! Innert weniger Minuten dehnte sich der Nebel bis ins Turbachtal aus und als wir den Wald erreichten, schwappte er auch schon über uns hinweg....welch Enttäuschung!

Die letzte Stunde wanderten wir also durch diese graue, feuchte, kalte Suppe über Kuhweiden hinab ins Tal. Romantiker hätten die Stimmung wohl als mystisch "schön geredet"...ich fands einfach nur gemein ;-)

Erheiterung brachten uns dann noch ein paar Kuh- und Kälberbegegnungen. Wir amüsierten uns köstlich über die neugierigen Rindviecher, die uns unbedingt begleiten wollten!
Nach gut 8 Std. Wanderzeit und ca.1600 Höhenmetern erreichten wir unseren Ausgangspunkt in bemerkenswert gutem körperlichen Zustand.

Was für ein Tag! Welch wechselhafte Begebenheiten und Gefühle
haben wir durchlebt!















































Montag, 5. Oktober 2015

Gemmenalphorn BE

Wandern ist zu jeder Jahreszeit und bei (fast) jedem Wetter schön.
Aber im Herbst, an einem goldenen, föhnigen Oktobertag ist eine Wanderung einfach unübertrefflich schön...so geschehen am vergangenen Samstag!

Mit dem Gemmenalphorn hatten wir noch eine Rechnung offen. Letztes Jahr im Oktober scheiterten wir auf halbem Weg an einem Wintereinbruch. Nun knöpften wir uns also diesen einfachen Wanderberg noch einmal vor.