Donnerstag, 11. Juli 2013

Kanderfirn BE

Vergangenen Samstag stand eine intensive Erkundung des Gasterentales auf unserem Wanderplan. Als Kind gelangte ich in diesem Tal erstmals an meine "Wandergrenze"...zurück blieb eine negative Erinnerung an einen heissen Sommertag mit einem nicht enden wollenden Weg durch ein enges, langweiliges Tal.

In den letzten Jahren besuchten wir das Gasterental zwar ab und zu, aber nur per Auto. Diesmal sollte alles ganz anders sein und ich konnte mein "Gasterentaltrauma" abbauen ;-)

Gestartet sind wir zu hinterst im Dorf Kandersteg. Von da geht es sogleich aufwärts, durch die Kanderschlucht. Ein spannendes und lärmendes Spektakel!
Die Kander erzwängt sich hier voller Lust den Weg durch Felsen und Spalten.

Bald erreicht man den Eingang des Gasterentals. Imposant erheben sich hier hohe Berggipfel. Von Waldhaus wandert man gemütlich durchs Gasterenholz. Die Kander ist auf diesem Abschnitt recht brav und fliesst leise vor sich hin. Es gibt viele lauschige Plätzchen, die Vegetation ist grün und üppig.

Ein einfacher Aufstieg führt durch den Wald, bis man bald Selden erreicht. Dort gibt es herrliche Bergwiesen mit wunderbarer Flora zu bestaunen. Zwischen Selden und Heimritz ist nichts mehr, wie es einmal war...das schlimme Unwetter von 2011 hat deutliche Spuren hinterlassen, es kommt uns alles irgendwie fremd vor.

Im Beizli von Heimritz gönnen wir uns nach 3 Stunden wandern eine erste Pause.
Danach stiegen wir erst auf der linken Kanderseite hoch, merkten aber bald, das wir hier falsch waren. Der Weg ist zum Teil weggeschwemmt und weiter oben müsste ein grosser Lawinenkegel überwunden werden. Darauf hatten wir keine Lust und kehrten um, nahmen das Brüggli bei Heimritz und liefen nun auf der rechten Seiten wieder hoch.

Wunderbare, sandige Auen, ein Wäldchen, Geröll- und Schutthalden, blühende Wiesen, Schneefelder und immer wieder Steine, viele Steine...wahrlich abwechslungsreich präsentierte sich dieser hintere Teil des Tales. Fast zu hinterst im Tal angelangt, öffnet sich dieses und wird breit und einladend. Es blühte ganz wunderbar hier oben. Wir überquerten ein lustiges, arg schwankendes Hängebrügglein und fanden einen schönen Platz für unsere Mittagsrast.

Wir konnten uns kaum satt sehen an den Bergen um uns herum...wie klein und unwichtig wir doch sind in dieser erhabenen und wilden Natur. Würden wir die Berge zur rechten Hand übersteigen, wären wir im Lötschental, das wir sehr lieben...eine schöne Vorstellung!

Überall stürzten kleinere und grössere Bäche die steilen Hänge herunter, es herrschte richtiges Tauwetter.
Unser Tatendrang war noch nicht gestillt, obwohl wir nun schon 4 Stunden gewandert waren und man ja auch noch an den Rückweg denken musste! Wir stiegen hoch, Richtung Kanderfirn.

Erst umgaben uns noch viele Blumen, aber mit jedem Höhenmeter wurde die Vegetation kärglicher. Sehr interessant und eindrücklich war das Gehen auf der Kante einer Schuttmoräne, die der Kandergletscher dereinst hinterlassen hatte...vom Gletscher selbst ist weit und breit nichts mehr zu sehen.

Ab hier ging es dann ganz giftig aufwärts durch einen grossen Schutt-Steinkegel. Hievte man sich einen Schritt nach oben, rutschte man auf dem Geröll gleich wieder einen halben Schritt nach unten. Ein Blick nach oben zeigte, dass noch viele Höhenmeter fehlten um "uf de Schafgrinde" zu erreichen. Nachdem wir etwa die Hälfte dieser ungemütlichen, steilen Geröllhalde erklommen hatten, gab ich meinem Bergführer zu verstehen, dass ich nicht mehr konnte und nicht mehr wollte. Ein Blick zurück...mir grauste vor diesem Abstieg!

Wir waren jetzt 5 Stunden unterwegs und es war wenig vernünftig, in dieser Verfassung jetzt noch weiter hoch zu klettern. Ich war nicht zufrieden mit mir, dass ich wieder mal vor einer etwas schwierigen Passage kneifte und es wurmte mich natürlich auch, das gesetzte Ziel nicht zu erreichen. Auch meinem Mann war das Bedauern darüber anzusehen, aber ohne zu murren, ging er einmal mehr auf meine Schwächen ein, nahm mich bei der Hand und führte mich sicher über den Steilhang hinunter, bis wir wieder vernünftigen Boden unter den Füssen hatten ;-) Ist er nicht ein Held?!!

Er war es dann auch, der an einem Hang plötzlich ganz viele "Frauenschuhe" entdeckte und sich sehr an ihnen erfreuen konnte. Ihr Anblick lies uns unseren Frust schnell vergessen und bald wanderten wir wieder weiter. Wieder in Heimritz angekommen, gönnten wir uns nach 7 Stunden wandern nochmals eine längere Verschnaufpause.

Von Selden bis zurück nach Kandersteg wählten wir dann die Fahrstrasse, was die Wanderzeit etwas verkürzte, aber dafür wurden wir immer wieder von vorbei fahrenden Autos mit wahren Staubwolken eingehüllt, hust, hust....am Schluss liefen wir wie Automaten und ich konnte mir schon fast vorstellen, beim Laufen zu schlafen ;-)

Bei der Kanderschlucht wurden wir dann wieder hellwach, es schien, als führte die Kander jetzt gegen Ende des Tages viel mehr Schmelzwasser...Minutenlang starrten wir in dieses wirbelnde, tosende, reissende Wasser und waren von diesem Schauspiel sehr fasziniert. Nun fehlte nicht mehr viel bis Kandersteg runter.

Plötzlich hielt ein Autofahrer neben uns und fragte, ob wir noch weit müssten, ob wir mitfahren wollten...wir wollten dankend nicht ;-) Wir mussten wohl etwas elend ausgesehen haben, dass sich dieser nette Herr unserer erbarmte hatte ;-)) Nach rund 9 Stunden reiner Wanderzeit erreichten wir unser Ziel. Was für ein Tag lag hinter uns!







































5 Kommentare:

  1. Sehr schöne Aufnahmen von einer ganz tollen Gegend.

    Liebe Grüße
    Sonja

    AntwortenLöschen
  2. Tolle Fotos einer tollen Landschaft - gut fotografiert!
    Auch die Wildblumen gefallen mir sehr - und der Frauenschuh natürlich - ein Geschenk - ich habe noch nie einen echten life gesehen.
    Liebe Grüße - ♥ Monika mit Bente

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Ruth,

    wieder sehr tolle Eindrücke - ich hoffe bei meinem Bergtripp ist ähnliches Wetter :) Da kann man sich nicht satt sehen ;)

    Lieben Gruß
    Björn :)

    AntwortenLöschen
  4. Was für eine Tour! Ich bewundere deine Kondition... ich bezweifle, dass ich 9 Stunden in dieser Bergwelt hätte mithalten können! Von wegen "deine Schwäche"!
    Aber wenn ich die wunderschönen Orchideen sehe, der Frauenschuh und auch die Dactylorhiza - ein Traum!!
    LG
    Calendula

    AntwortenLöschen
  5. Hallo Ruth, ich möchte mich nicht gerne wiederholen aber deine Fotos sind großartig, wie immer. Sie zeigen mir eine Landschaft, die einfach wunderschön ist. Danke.

    Liebe Grüße, Margot

    AntwortenLöschen